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Beitrag vom 21.09.2010
Erster bundesweiter Mentoring-Kongress in Berlin
Britta Meyer
Junge Frauen haben heute zwar ein hohes Bildungsniveau, doch nutzen sie es immer noch selten für eine Karriere in den MINT-Berufsfeldern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).
Wissenschaft und Technik schrecken nach wie vor viele Mädchen schon in der Schule ab. Um dem gezielt entgegenzuwirken, organisiert das Forum Mentoring seit zehn Jahren Programme zur gezielten Förderung junger Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Feldern.
Unter dem Motto "Mentoring - der Schlüssel zum Erfolg" veranstaltete das Forum Mentoring, vom 20. bis zum 21. September 2010 den ersten bundesweiten und transdisziplinären Mentoring Kongress für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.
"Ohne Frauen verliert die Welt die Hälfte ihrer Talente. Und das können wir uns nicht leisten." sagte Dr. Lily Segerman-Peck zur Eröffnung der Veranstaltung. Die Mentorin, Autorin und UK-Expertin des Netzwerks der europäischen Kommission "Frauen auf Entscheidungsebene" stand dem Kongress als Schirmherrin vor. Die im Forum Mentoring vereinten 90 Mentoring-Programme wenden sich an Frauen mit Berufsperspektiven in Wissenschaft und Wirtschaft, um das Instrument Mentoring an Hochschulen als festen Bestandteil der akademischen Ausbildung und Personalentwicklung zu implementieren. Die Ziele des Kongresses bestanden in einer effizienten Vernetzung der Programme, der Erarbeitung nachhaltiger Maßstäbe und Standards zur Qualitätssicherung und der gezielten Einschätzung und Förderung der gesellschaftspolitischen Verankerung von Mentoring.
Gute Vorraussetzungen, wenig Umsetzung
Zum Hintergrund: Das Bildungsniveau junger Frauen ist hoch: Von den Studienberechtigten 2008 waren 49,4% Frauen. Bei den Studienanfängerinnen in den Ingenieurwissenschaften war 2008 ein Plus von 16,3% zu verzeichnen, der Absolventinnenanteil hatte den Spitzenwert von 22,6% erreicht. Dennoch können diese positiven Trends nicht über den immer noch sehr geringen Frauenanteil in den im MINT-Bereich angesiedelten Studiengängen Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurswesen und Informatik hinwegtäuschen. Die Absolventinnenanzahl ist hier nach wie vor sehr niedrig und im Bauingenieurswesen sogar um 7,8 % zurückgegangen.
Die "klassische Werbung", so Wolfgang Gollub, Leiter der Nachwuchssicherung / THINK ING hat es also nicht geschafft, genügend Mädchen und junge Frauen zu einer Laufbahn in den MINT-Berufsfeldern zu motivieren. Dabei erreiche mensch die besten Ergebnisse in Wirtschaft, Wissenschaft und Technik erfahrungsgemäß mit Teams, die sich aus möglichst heterogenen Konstellationen zusammensetzen, so Gollub während des Eröffnungsgesprächs der Veranstaltung in Berlin. Immer mehr Unternehmen und Branchenverbände klagen über fehlende Fachkräfte in den MINT-Berufsfeldern. Die sogenannte "Ingenieurslücke" lag im Juni 2010 bei 65.000 Personen, konstatierte Susanne Witteriede, Leiterin der Geschäftsstelle Nationaler Pakt für Frauen in MINT-Berufen. Um dem zukünftigen Fach- und Führungskräftemangel entgegenzuwirken, hat sich Mentoring als besonders effektive Fördermaßnahme erwiesen.
Gezielte Weitergabe des Wissens
Mentoring als Programm zur Nachwuchsförderung wird mittlerweile in den drei großen gesellschaftlichen Bereichen eingesetzt: in der Wirtschaft, der Wissenschaft und in Non-Profit-Organisationen. Es hilft bei der beruflichen Orientierung, im Studium, als auch beim Wiedereinstieg ins Berufsleben, in der Führungskräfteentwicklung oder beim gezielten Recruiting von qualifizierten Nachwuchskräften. Der Grundgedanke des Mentoring ist es, mittels gezielter Förderung junger Frauen durch etablierte Expertinnen informelle Wissensbestände zu transportieren. Dieses informelle Wissen, das Know-How, das nicht an Universitäten gelehrt wird, sondern das mit der Berufserfahrung wächst, kann durch Mentoring am besten weitergegeben werden.
Christine Kurmeyer, erste Vorsitzende und Gründungsmitglied des Forum Mentoring, merkte an, dass das Konzept im Non-Profit-Bereich noch weitestgehend unterentwickelt geblieben ist und dass außerdem evaluiert werden müsse, ob es als wirksames Instrument in der interkulturellen Zusammenarbeit nutzbar sein könnte. Anzustreben sei auch, dass die Wirtschaft, Wissenschaft und der Non-Profit-Sektor bereichsübergreifend zusammenarbeiten, um das Instrument Mentoring weiterhin auszubauen und verlässliche Standards in der Qualität zu etablieren, an denen sowohl Unternehmen, als auch angehende Mentees sich orientieren können. Der Kriterienkatalog zu Qualitätsmanagement im Mentoring könne diesbezüglich als "Rezept" und anleitende Hilfe zur Erstellung eigener Programme genutzt werden.
Lily Segerman-Peck betonte weiter, dass die Effekte eines erfolgreichen Mentoring langfristige sind, dass den Teilnehmerinnen jedoch auch sofortige Vorteile entstehen: Sie nehmen nach dem Programm in ihrer Arbeit Dinge wahr, die sie zuvor nicht sehen konnten und dies eröffnet ihnen zusätzliche Perspektiven, die sie von da an umgehend für sich nutzen können.
Weitere Informationen finden Sie unter:
Forum Mentoring e.V.
MentorinnenNetzwerk für Frauen in Naturwissenschaft und Technik
Das Mentoring-Programm für Frauen der Universität Stuttgart
Kriterienkatalog zu Qualitätsmanagement im Mentoring
Broschüre zur Evaluation des Mentorinnen-Netzwerks
Girl`s Day
Das Mentoring-Programm für junge Frauen mit Zuwanderungsgeschichte
GIRLS ING
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